Amtsgericht

Königs Wusterhausen | 2021 | Einladungswettbewerb Kunst am Bau | Wandgestaltung im Foyer | 2. Preis

Gegenstand der inhaltlichen Auseinandersetzung meines Entwurfs zur Thematik der Justiz, ist die Herausforderung der Judikative “ein gerechtes Urteil zu sprechen“.

Die Beschaffenheit der bestehenden Wand im Foyer beziehe ich in meine Arbeit mit ein.
Bei dieser ergibt sich je nach Lichteinfall und Blickwinkel eine andere Wahrnehmung der Schatten- und Oberflächenstruktur der einzelnen Steine. Die Oberfläche symbolisiert für meinen Entwurf die unterschiedlichen Biografien der Menschen und deren Hintergründe, warum sie vor Gericht stehen.

Die abstrahierten Waagschalen der Justitia werden optisch in bewegter Form und in goldener Farbe auf die Wand gebracht. Die Bewegung erinnert, trotz der Vorgabe für eine Gesetzgebung, an die Unsicherheiten und Unwägbarkeiten, die ein Urteil mit sich bringen kann.

Dadurch sind die Waagschalen nicht statisch und der Gewohnheit folgend im Ausgleich.
Erst durch die Findung einer gemeinsamen Zusammenarbeit – durch die Aufrichtigkeit des Angeklagten und durch eine menschenwürdige und das Individuum wahrnehmende Behandlung der Judikative – findet die Gerechtig­keit ihre ausgleichende Bedeutung.

Dieser Zusammenhang wird in Form des fixierten Balkens, der die beiden Mittelpunkte der Schalen verbindet, sichtbar gemacht. Außerdem wird so das Bewusstsein auf das nötige Zusammenwirken und die dadurch entstehende Auswirkung auf die Gesamtsituation gelenkt.

Die gewählte Größe der Schalen ist optisch in erster Linie auf die Wandfläche und das gewünschte Zusammenspiel vom Erscheinungsbild der Kunst und vorhandener Architektur abgestimmt. Dadurch dass sie jedoch viel Platz in der Fläche einnehmen und die Maße der Vergrößerung übergroß ausfallen, wird hier die Macht der Judikative ersichtlich, die selbstverständlich für die gesamte Gesellschaft und deren Zusammenleben von großer Bedeutung ist. Diese jedoch kann auch übermächtig für den Einzelnen werden, wenn er keine Sicherheit und Gerechtig­keit vor der Judikative erfährt. So dient die Größe dem Hinweis, sich der Macht der Judikative über das Leben der Angeklagten bewusst zu werden. Gleichzeitig weist sie auf die Eigenverantwortlichkeit jedes Einzelnen hin, sich durch Reflexion mit dem Umgang oder der Reaktion des eigenen Handelns in der entsprechenden Situation auseinanderzusetzen.

Der Farbe GOLD wird ein besonderer Wert zugeschrieben. Diese Wertigkeit möchte ich in meinem Entwurf in Wertschätzung aller Menschen, die zu diesem Ort gelangen, die Gerechtig­keit suchen, die hier arbeiten oder anderen Menschen zur Seite stehen, transformieren. So steht das Gold dafür, dass jeder einzelne Mensch in dem von uns geschaffenen Systemen die gleiche Würde besitzt, egal auf welcher Seite der Waagschale er sich befindet.

Neeke Reisinger

Amtsgericht Königs Wusterhausen | 2021

nicht realisiert

Material + Abmessungen
Goldfarbe auf Ziegelwand | Cortenstahl
H 400 cm | B 1260 cm